Vor 2,5 Jahren hatte ich eine Lebenskrise – und das für einen Zeitraum von 1,5 Jahren! Ich habe lange nachgedacht, ob ich dieses Thema veröffentlichen sollte oder nicht. Immerhin leben wir immer noch in einer Gesellschaft, wo Lebenskrisen und mentale Gesundheit stiefmütterlich behandelt werden. Zudem stehe ich zu Themen wie Resilienz, Erfolg und Motivation auf den großen Bühnen des Landes. Passt da eine Lebenskrise rein? Ja – aber um das so zu sehen, dafür habe ich eine Zeit gebraucht. Ich denke es ist wichtig, als Vorbild voranzugehen und auch die schweren Zeiten aktiv anzusprechen. Und vielleicht kann ich dem einen oder anderen, der selbst aktuell eine schwierige Phase hat, ein wenig Mut machen. Dafür habe ich meine 5 großen Learnings aus dieser Krise in diesen Beitrag gepackt.
Falls du mehr über meine Krise, die Gründe und den Weg aus ihr heraus erfahren möchtest, schau gerne auf YouTube in mein Interview bei Gamechanger TV rein. Hier habe ich schonungslos offen mit Sascha Oliver Martin darüber gesprochen:
Learning #1Es geht immer irgendwie weiter
Mein größtes Problem während meiner Lebenskrise war meine Perspektivlosigkeit. Ich wusste einfach nicht, wie ich da wieder rauskommen soll. Nichts hat geholfen und es wurde immer schlimmer und schlimmer. Hätte mich in dieser Phase jemand gefragt, ob ich die Krise überwinden werde, wäre meine Antwort »nein« gewesen. Mir fehlte die Phantasie, dort wieder herauszukommen. Ich bin ein Mensch, der immer nach Lösungen sucht. Für mein Problem habe ich aber keine Lösung gefunden. Das nahm mir die Perspektive. Aber jetzt kann ich guten Gewissens sagen: Egal wie dunkel es auch ist, es wird wieder hell. Es geht immer irgendwie weiter. Vielleicht nicht in dem Tempo, wie man es sich selbst wünscht, aber in kleinen Schritten geht es vorwärts. Man muss sich nur bewegen. Eine schwere Krise geht nicht über Nacht wieder weg, das gilt es zu akzeptieren. Es dauert. Und machmal geht es noch tiefer runter. Durch diese Phasen muss man durch. Aber eines ist gewiss: keine Krise bleibt für immer. Allein diese Feststellung kann für eine kleine Perspektive sorgen.
Learning #2Du musst die Krise akzeptieren
»Akzeptanz« ist mein größtes Learning überhaupt. Wie sehr habe ich mich doch gegen meine Krise gewehrt. Ich konnte und wollte es nicht wahrhaben, dass mir so etwas passiert. Es passte nicht in mein Selbstbild. Ich habe mich immer für äußerst resilient und mental stark gehalten, da passt eine Lebenskrise, die mich handlungsunfähig macht, nicht rein. Jetzt weiß ich, dass auch resilienten und mental starken Menschen so etwas passieren kann. Es kann jeden treffen – egal, wie gut man denkt aufgestellt zu sein. Und das gilt es zu akzeptieren. Erst als ich angefangen habe, nicht mehr gegen die Krise anzukämpfen, konnte ich sie annehmen und daran arbeiten, aus ihr wieder herauszukommen.
Für die Akzeptanz ist es hilfreich, über seine aktuelle Situation mit seinem engsten Umfeld zu reden. Das ist der erste Schritt, dazu zu stehen. Alles in sich hineinzufressen und bloß mit niemandem darüber reden zu wollen, ist nur ein Zeichen dafür, dass die Akzeptanz fehlt. Je offener du mit der Situation umgehst, je schneller hilft es dir, den Status quo zu akzeptieren. ich sage aber auch gleichzeitig: Akzeptanz ist einer der größten Herausforderungen überhaupt.
Learning #3»jede Krise ist eine Chance«
Das ist ja mittlerweile so ein salopper Spruch – aber er stimmt. Mich hat die Lebenskrise schwer getroffen. Aber gleichzeitig habe ich durch diese Krise den größten Sprung und Entwicklungsprozess in meinem Leben gemacht. Ohne die Krise, hätte ich diese Entwicklung nicht gehabt. Am Ende hat sie mir meine Defizite, meine ungelösten Problemen und meine inneren Disbalancen aufgezeigt. Und ich habe die Chance bekommen, mich ihnen zu stellen – was ich schmerzlich getan habe. Es war eine große Chance, mich komplett neu aufzustellen – und diese Chance habe ich ergriffen und genutzt.
Am Ende ist es unsere Entscheidung, was wir aus solchen Situationen machen. Leider lernen wir erst dann wirklich dazu, wenn der Schmerz groß genug ist. Anders gesagt: wir kommen erst durch den Schmerz in die Veränderung. Aber eben auch nur, wenn dieses groß genug ist. Ich glaube fest daran, dass alles seinen Sinn hat. manchmal müssen wir den Dingen einfach nur einen Sinn geben. Fand ich meine Lebenskrise toll? Oh nein! Ich fand diese Phase grausam. Muss ich dankbar sein, dass ich sie hatte? Ja, denn ohne sie, wäre ich niemals in diese radikale (positive) Veränderung gekommen.
Learning #4Tägliche Routinen sind essenziell
Wer schon einmal eine Lebenskrise hatte, der weiß: es ist immens schwer, sich für irgendwas zu motivieren und den gewohnten Tagesablauf aufrecht zu halten. Ganz wird das auch nicht gelingen, aber tägliche Routinen sind sehr wichtig. Sei es der Gang ins Büro, der Gang zum Sport, einkaufen oder Essen kochen – versuche so viel wie möglich von dem zu machen, was du immer gemacht hast. Routinen geben Kraft, Halt und verhindern im Selbstmitleid auf der Couch zu verkommen.
Egal, wie schlecht es dir geht: du kannst die Dinge machen. Mir hat es geholfen, sie einfach zu machen und gar nicht groß darüber nachzudenken. Natürlich war ich alles andere als leistungsfähig, aber darum geht es nicht. Es geht nicht um das Ergebnis, es geht darum, etwas zu machen und alte, bekannte Strukturen und Gewohnheiten zu leben.
Learning #5Sport hilft wirklich
»Nach dem Sport fühlt man sich besser« – das weiß die Wissenschaft schon recht lange – werden doch jede Menge Glückshormone nach dem Sport ausgeschüttet. Ich kann bestätigen: das ist wirklich so und funktioniert. So unvorstellbar der Gedanke an Sport vielleicht auch ist – mach ihn! Zieh dir die Laufschuhe an, geh ins Fitnessstudio oder mach etwas anderes. Es wird dir helfen. Bereits nach 20 Minuten wirst du dich besser fühlen. Während meiner Krise war meine einzige Motivation, Sport zu machen, der Gedanke, dass es mir danach besser gehen wird. Hier kannst du auch sprichwörtlich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, denn: zum einen gehts dir besser, zum anderen wird eine Gewohnheit draus und du kannst den Sport als tägliche Routine in deine Tagesstruktur einfließen lassen.
Fazit
So, das sind sie, meine 5 großen Learnings. Kann mich solche eine Krise nochmal treffen? Ja! Ich denke, das ist für niemanden auszuschließen. Wird sie mich nochmal so schwer treffen und mein ganzes Leben aus den Fugen bringen? Ich glaube so in dieser Dimension nicht mehr, eben weil die hier genannten Learnings auch Strategien dafür sind, eine Krise besser durchzustehen. Und ich denke diese Learnings lassen sich auch außerhalb einer Lebenskrise in andere Krisen (zum Beispiel wirtschaftliche Krisen) transportieren.